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Der Fachbegriff BPLS, benigner, paroxysmaler Lagerungsschwindel, umschreibt exakt das Erscheinungsbild dieser Erkrankung. Dabei kommt es lageabhängig, bzw. durch bestimmte Kopfbewegungen ausgelöst, zu kurzzeitigem, attackenartigem Drehschwindel. Üblicherweise ist die Dauer einer Attacke bei wenigen Sekunden bis zu einer Minute, kann jedoch mit heftiger Übelkeit und Erbrechen einhergehen, gerade im Frühstadium der Erkrankung. Aufgrund seiner letztlich harmlosen Ursache wird er „benigne“ (=gutartig) genannt.
Durch die Ablösung kleiner Partikel („Kristalle“) in einen flüssigkeitsgefüllten Bogengang kommt es bei Reizung dieses Bogengangs durch eine Kopf-/ Körperbewegung in der entsprechenden Achse, zu einer veränderten Reaktion als im normalen Bogengang. Dadurch wird ein Drehschwindel ausgelöst, bis die Partikel mit der Flüssigkeit zum Stillstand gekommen sind. Bei erneuter Bewegung in der gleichen Achse kann der Schwindel wieder ausgelöst werden.
Wie kommt es zu der Bildung/ Ablösung von Partikeln im Innenohr?
Üblicherweise sind die Konkremente in einer galertigen Masse am sogenannten Makulaorgan eingeschlossen. Durch verschiedene Mechanismen, z.B. Kopfverletzungen bei Verkehrsunfällen oder auch starken Vibrationen (Mountainbike-Fahren auf einer Schotterstrecke), aber auch einfach als Alterserscheinung, können diese freigesetzt werden und gelangen in den flüssigkeitsgefüllten Raum des Innenohres.
Typischerweise nach Lageänderung kommt es prompt oder nach wenigen Sekunden zu heftigem Drehschwindel mit Verlust der Kontrolle des Gleichgewichts, typischerweise begleitet von Übelkeit mit und ohne Erbrechen. Die Dauer der heftigen Beschwerden ist dabei auf weniger als eine Minute beschränkt. Infolge der begleitenden Übelkeit kann es jedoch Minuten Dauern, bis man sich von einer solchen Attacke erholt.
Schon die Krankheitsgeschichte gibt wichtige Hinweise für die Erkrankung. Prinzipiell gibt es jedoch auch andere Ursachen für diese Form des Schwindels, weshalb eine körperliche Untersuchung mit Erhebung des neurootologischen Status unverzichtbar ist. Auch eine Abklärung der Funktion des Gleichgewichtsorgans und des mit ihm kommunizierenden Hörorgans sind Bestandteil der Diagnostik.
Die Diagnose wird anhand typischer Augenbewegungen (Nystagmus) bei der Lagerungsprüfung gestellt.
Durch eine Abfolge bestimmter Kopfbewegungen werden die Partikel an den Ursprungsort zurück gebracht. Dieses sogenannte Befreiungsmanöver führt der Facharzt durch. Zusätzlich bekommen Sie eine Anleitung für zuhause zur Eigenbehandlung. Üblicherweise verschwinden die Beschwerden hierunter innerhalb von Stunden bis wenigen Tagen.
Dennoch gibt es Fälle, wo die Partikel in den gleichen oder einen anderen Bogengang gelangen. Deshalb sind Verlaufskontrollen nach einer Woche sinnvoll, um den Therapieerfolg zu kontrollieren.
Nur in seltenen Fällen ist eine begleitende medikamentöse Therapie erforderlich, v.a. bei sehr heftiger Übelkeit und wiederholtem Erbrechen.