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FACHZENTRUM FÜR HALS-NASEN-OHRENHEILKUNDE
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Sprachentwicklungsstörungen bei Kindern

Ein erheblicher Anteil der Kinder ab dem 2. Lebensjahr hat bereits Verzögerungen in der Sprachentwicklung, d.h. die Sprachentwicklung ist trotz großer Streubreite nicht altersgemäß. Aber ab wann ist dieses ein Grund zur Sorge bzw. ab wann sollte eine Therapie vorgenommen werden? Hierüber ist zwischenzeitlich viel geforscht worden, die Fülle des Materials kann hier natürlich nicht dargestellt werden.  Grundsätzlich werden vom Kind mehr Wörter verstanden als ausgesprochen werden können. Ein wichtiger Meilenstein im Alter von 2 Jahren ist der aktive Wortschatz von 50 Wörtern, die das Kind in der Aussprache mindestens  beherrschen sollte. Der “Normwert” liegt bei etwa 200 aktiv benutzen Wörtern. Dieses wird z. B. per Fragebogen von den Eltern abgefragt, da sie ihr Kind natürlich am besten kennen (Fragebogen ELFRA 2, Grimm 1999). Eine sprachtherapeutische Intervention sollte bei den Kindern erfolgen, die nicht in der Lage sind, mehr als 50 Wörter auszusprechen. Es ist bekannt, dass etwa 50 % dieser Kinder gute, ev. sogar normale sprachliche Fortschritte machen werden, allerdings werden die anderen 50 % über lange Zeit sprachliche Defizite aufweisen. Deswegen ist eine frühe Intervention so wichtig. - Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt ist, ob das Kind die Sprache für sich entdeckt hat, also bemerkt, dass man durch sprachliche Äußerungen etwas bewirken kann. Das kann sehr gut beobachtet werden, wenn ein z. B. zweijähriges Kind mit Interesse ein Bilderbuch betrachtet, auf die Bilder zeigt und sich (mehr oder minder verständlich) äußert. Dieses ist eine gute Voraussetzung für die künftige Entwicklung der sprachlichen Fähigkeiten. Die Aussprache ist in diesem Alter nicht so wichtig, es kommt primär auf den Wortschatz an. - Für uns in der HNO-Praxis gehört auch dieses zu den essentiellen Untersuchungen, die neben der Erhebung des HNO-Status einschließlich Trommelfell-Mikroskopie und Abklärung der Hörfähigkeit vorgenommen werden müssen. Es wird dann von ärztlicher Seite entschieden, ob eine logopädische bzw. heilpädagogische Behandlung für notwendig erachtet wird und ein entsprechendes Rezept ausgestellt. Kompetente Logopäden bzw. Heilpädagogen können auch bereits bei zweijährigen Kindern (natürlich spielerisch) eine gute Basis für die künftige Entwicklung der Sprache legen.

Ab dem 4. Lebensjahr fallen Kinder öfter im Kindergarten auf wegen einer nicht korrekten Aussprache. So können z .B. systematisch bestimmte Konsonanten nicht korrekt ausgesprochen werden oder werden weggelassen. So wird beispielsweise aus “Stuhl” das Wort “Tuhl”. Die phonologischen Muster sind sehr vielfältig und haben für die Therapie Bedeutung. - Ein weiterer Gesichtspunkt ist neben dem aktiven und passivem Wortschatz die Grammatiknutzung und der Satzbau, wobei in der Entwicklung eine gewisse Regelhaftigkeit zu beobachten ist: So wird von 3 jährigen Kindern das Verb (im Infinitiv) noch an das Ende des Satzes gestellt, während es korrekt an der zweiten Stelle im Satz stehen sollte (sog. Verbzweitstellung).  Beispiel:  “Kevin Oma gehen.” Nach einiger Zeit wird Kevin sagen: “Ich gehe zur Oma.” - Bei einem Teil der Kinder fällt auch eine nicht geübte oder auch schlaffe (hypotone) Mundmotorik und eine ungünstige Zungenlage auf. Dieses führt zu einer unpräzisen Artikulation und auch zu phonetischen Fehlbildungen, insbesondere bei den Zischlauten (Lispeln).

Bevor ein Rezept für eine logopädische Sprachübungsbehandlung ausgestellt wird, ist eine umfassende und von erfahrenen Ärzten vorzunehmende Diagnostik erforderlich. Üblicherweise wird dann zunächst eine Erstverordnung über 10 Behandlungseinheiten ausgestellt. Nachdem dieses in der Logopädenpraxis abgearbeitet wurde, wünschen wir uns einen Zwischenbericht und eine Wiedervorstellung des Kindes, um Fortschritte bzw. Probleme erkennen zu können. Falls erforderlich, wird die Behandlung fortgesetzt und ein weiteres Rezept für die logopädische Therapie ausgestellt.